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Ernährung und Gesundheit

Eiweiß. Fakten

Walter Longo ist Professor für Gerontologie und Lebenswissenschaften und Direktor des Institute of Longevity of the School of Gerontology an der University of Southern California in Los Angeles (UCLA).

Er und sein Lehrstuhl analysierten die Ernährungsdaten von fast 6.400 Personen im Alter von 50 Jahren und älter. Sie fanden heraus, dass die Menschen, die zwischen dem Durchschnittsalter von 50 und 65 Jahren viel Eiweiß zu sich nehmen (20 Prozent der Kalorien oder mehr im Vergleich zu weniger als 10 Prozent), ein deutlich erhöhtes Sterberisiko haben.

Das System von Galina Schatalova hat auch das Ziel, die Proteinzufuhr auf ein Minimum zu reduzieren und auf tierisches Eiweiß gänzlich zu verzichten. Aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen menschlichem Blut und pflanzlichem Chloroform stellt sie unter anderem die Hypothese auf, dass ein gesunder Mensch aus dem Stickstoff der Luft selbst Eiweiß herstellen kann.

Auf der anderen Seite ist das Eiweiß nicht nur ein Energielieferant, sondern auch ein Baumaterial. Wir können es nicht durch Fette oder Kohlenhydrate ersetzen. Der Körper braucht ein gewisses Minimum. Wichtig ist auch der Fakt, dass die Proteine im Gegensatz zu Fetten und Kohlenhydraten nicht im Körper gespeichert werden können.

Jüngste Forschungen haben bei Menschen, wie auch bei vielen anderen Tieren, den so genannten „Proteineffekt“ festgestellt. Sie bleiben so lange hungrig, bis sie ihren Bedarf an Eiweiß gedeckt haben.

Der Körper braucht Wasser, um Eiweiß zu verarbeiten. Eine übermäßige Eiweißzufuhr erhöht daher den Flüssigkeitsbedarf und belastet die Nieren.

Was können wir daraus für uns ableiten?

Einerseits sind Proteine für uns lebenswichtig. Andererseits wirkt sich ein Übermaß an Proteinen negativ auf unseren Körper aus. Und was ist mit tierischem Eiweiß? Schließlich empfiehlt die Schulmedizin, gerade wegen der Proteine und Vitamine, nicht auf Fleisch zu verzichten.

„Wir haben einfache Organismen, aber auch Mäuse und sogar Menschen untersucht und konnten schlüssig nachweisen, dass eine proteinreiche Ernährung – insbesondere wenn das Protein von Tieren stammt – fast so gesundheitsschädlich ist wie das Rauchen.“

(Walter Longo, Professor für Gerontologie)

Zahlreiche Studien bestätigen die lebensverlängernde Wirkung einer reduzierten Kilokalorienzufuhr oder des Fastens. Kürzlich hat sich jedoch herausgestellt, dass der gleiche Effekt auch durch eine einfache Reduzierung der Eiweißzufuhr erzielt werden kann. Es gibt sogar die ersten Hinweise darauf, dass eine Senkung des Eiweißgehalts in der Ernährung von Mäusen die Alzheimer-Krankheit verhindern kann.

Aber warum ist tierisches Eiweiß so schädlich für die menschliche Gesundheit?

Die Frage kann uns die Medizin noch nicht eindeutig beantworten. Es gibt Hypothesen, dass es in „Paketen“ in den Körper gelangt. Sie setzen sich aus den essentiellen und nicht essentiellen Aminosäuren zusammen. Die Aminosäuren heißen essentiell, weil aus der Sicht der klinischen Medizin der Körper sie benötigt und durch nichts anderes ersetzen kann. Wegen der essentiellen Aminosäuren sollten wir laut ihr nicht auf die tierischen Produkte verzichten.

Mittlerweile, nach neuesten Forschungen, vermuten die Wissenschaftler, dass in den „Paketen“ ausgerechnet die essentiellen Aminosäuren die negativen Auswirkungen von tierischen Proteinen mit sich bringen können.

In der oben erwähnten Studie mit Mäusen, die an der Alzheimer-Krankheit litten, wurden ihnen zum Beispiel absichtlich schrittweise nur essenzielle Aminosäuren entzogen. Die nicht essentiellen Aminosäuren blieben in der Nahrung – und trotzdem wurde die Alzheimer-Krankheit aufgehalten.

Diese Beobachtung wird auch durch Experimente anderer Wissenschaftler bestätigt. Zum Beispiel, wenn man nur pflanzliches Eiweiß zu sich nimmt, treten die negativen Auswirkungen einer eiweißreichen Ernährung nicht auf. Pflanzliche Proteine bestehen zum größten Teil aus nicht essentiellen Aminosäuren. Anhand dieser Ergebnisse können wir sagen, dass der Alterungsprozess sich durch den Umstieg von tierischen auf pflanzliche Proteine verlangsamen lässt.

Joghurt

Wissenschaftler sind seltsame Leute. Manchmal stelle ich mir vor, wie sie morgens in die Arbeit kommen, die erste Tasse Kaffee kochen, sich an einen runden Tisch setzen und eine Diskussion beginnen. Sie diskutieren darüber, was sie heute mit den Labormäusen anstellen können. Und ich kann mir sehr deutlich vorstellen, wie ein Kollege seinen Satz mit den Worten beginnt „… was wenn wir heute mal einen Scherz machen und den Mäusen geben…“.

Nur so kann ich eine Reihe von Experimenten erklären, die von Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge durchgeführt wurden. Sie setzten Mäuse auf eine fett- und zuckerreiche Diät, d. h. auf Fast Food. Das Ergebnis war vorhersehbar. Mit der Zeit wurden die Tiere nicht nur äußerlich dick, sondern blähten sich auch innerlich auf wie ein Luftballon.

Überraschend war das Ergebnis einer Vergleichsgruppe von Mäusen mit der gleichen Dosis an Fast Food. Zusätzlich dazu wurden sie jedoch mit … jetzt kommt eine richtige Überraschung! Sie wurden dazu mit Joghurt gefüttert. Die Mäuse haben es geschafft, Fast Food zu essen ohne dabei Fett zu werden!

Ein weiteres Experiment zeigte, dass es ausreichend war, wenn den Tieren statt Joghurt nur die Sauermilchbakterien Lactobacillus in ihr Wasser gegeben wurden.

Diese Bakterien „verdauen“ die Laktose in der Milch zu Milchsäure. Sie spielen auch eine positive Rolle in der menschlichen Ernährung und sind ständig im Darm vorhanden.

„Viele Arten dieser Bakterien nehmen an der Zersetzung von Pflanzenresten teil. Sie produzieren Milchsäure, und das saure Milieu hemmt das Wachstum vieler pathogener Bakterien und Pilze.“

(Wikipedia, Laktobazillen)

Sauermilchprodukte sind in dieser Hinsicht also ein einzigartiges Produkt. Indem sie die Population der Laktobazillen im Körper wieder auffüllen, verbessern sie nicht nur die Verdauung, sondern haben auch eine verjüngende Wirkung. Wie in mehreren Experimenten bewiesen wurde, führt die Aufnahme von Joghurt in der Ernährung zu einer Verjüngung des Körpers im Allgemeinen und der Haut im Besonderen.

Fisch ist kein Fleisch

„… Fischesser hatten weniger Anzeichen der für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen Proteinablagerungen. Fischesser hatten, ebenso wie diejenigen, die auf Fleisch verzichten, insgesamt ein deutlich größeres Gehirnvolumen. Da die allmähliche Degeneration des Gehirns ein für das Alter charakteristisches Phänomen ist, kann man sagen, dass die Gehirne derjenigen, die Fisch essen, länger jung bleiben.“

(Bas Kast)

Der Verzehr von Fisch hat eine positive Wirkung auf die Gesundheit.

Wahrscheinlich ist es nicht das Eiweiß im Fisch, das sich positiv auswirkt, sondern der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, die entzündliche Prozesse im Körper verringern.

Aber wie überall gilt es, nicht zu übertreiben und bestimmte Regeln zu beachten.

Die optimale Tagesdosis liegt bei 25 bis 30 Gramm. Es wird nicht empfohlen, frittierten oder gebratenen Fisch zu essen.

Auch bestimmte Fischsorten solltest du meiden, da sie schädliche Stoffe enthalten. Zum Beispiel, langlebige Raubfische wie Thunfisch, Schwertfisch, Hai und andere. Pangasius aus Fischfarmen kann große Mengen an Quecksilber enthalten.

Forelle, Makrele, Lachs, Hering, Sardellen, Muscheln, Garnelen und ähnliche sollten bevorzugt werden.

Fassen wir zusammen

Bei der Umstellung auf eine gesunde Ernährung ist es wichtig, ständiges Hungergefühl zu vermeiden. Eine drastische Reduzierung des Eiweißanteils in der Ernährung ist also keine gute Wahl. Vor allem am Anfang.

Vielmehr sollten wir auf wechselnde Eiweißlieferanten achten. Unser Weg dabei sollte vom Sumpf der tierischen Proteine mit ihren negativen Emotionen, dem Tierleid und den entzündlichen Auswirkungen auf den Körper hin zu den verjüngenden Wirkungen der pflanzlichen Proteine führen. Sauermilchprodukte und Fisch in Maßen sind eine hervorragende Ergänzung zu pflanzlichen Proteinen.

Aber Vorsicht! Da die Sauermilchprodukte Galaktulose enthalten, die überall im Körper und unter anderem in den Augen abgelagert wird, sollten sie nur in Maßen verzehrt werden. Es gibt Vermutungen, dass sie für die Sehbeeinträchtigung, Verstopfung der Atemwege und für Cellulite verantwortlich ist.

Die wichtigsten Lieferanten von pflanzlichem Eiweiß sind Getreide, Samen und Nüsse. Auch Gemüse wie Brokkoli, Spinat oder Spargel enthalten viel Eiweiß.

Aber die vielleicht beste Eiweißquelle für den Menschen sind die Hülsenfrüchte. Außerdem sind sie der beste Lieferant von Kohlenhydraten. Die Glukose aus ihnen wird bei der Verdauung viel langsamer ausgeschieden, was sich positiv auf unseren Blutzuckerspiegel auswirkt.

Aufgrund ihrer positiven Wirkung sind die Hülsenfrüchte ideal für Menschen mit Insulinresistenz und Diabetes. Bereits nach einigen Monaten tritt bei ihnen Besserung ein. Auch Blutdruck, Herzfrequenz und Cholesterinspiegel lassen sich dadurch senken.

Im nächsten Artikel über Fette wirst du erfahren:

– wie das neue Verhältnis von Fetten und Kohlenhydraten in der Ernährung dir beim Abnehmen helfen kann,

– warum das Experiment mit der Mittelmeerdiät vorzeitig abgebrochen wurde.