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Willenskraft

Die Willenskraft. Teil 2.

Im zweiten Teil betrachten wir zuerst Möglichkeit, wie man die Willenskraft schonen kann und im Anschluss schauen wir uns noch paar Tipps für die Entwicklung der Willenskraft genauer an.

Die Willenskraft durch den richtigen Wochenplan schonen.

Sehr oft schreiben wir eine To-Do Liste, die wir am Tag erledigen wollen, finden aber nie die Zeit (oder die Willenskraft), die Aufgaben zu erledigen. Doch manchmal sind die Pläne daran schuld.

Hier paar Empfehlungen, die das Erstellen der Pläne erleichtern.

Die Aufgaben im Plan sollten so konkret wie möglich sein. Dort sollte nicht „kaufe ein Geschenk für Mama“, sondern „kaufe einen großen Blumenstrauß mit Rosen für Mama im Blumenladen in der Münchener Straße“ stehen. Andernfalls sehen wir uns die Aufgabe an, denken, dass wir noch nicht wissen, was wir kaufen sollen, und wenden unsere Aufmerksamkeit dem nächsten Punkt auf der Liste zu.

Falls wir jemanden anrufen müssen, sollte die Telefonnummer auch auf der Liste stehen.

Einen sehr nützlichen Tipp gibt auch der Autor David Allen in seinem Buch „Getting things done“. Er schlägt vor, einmal pro Woche einen Plan für die kommende Woche zu machen. Alle Aufgaben, die weniger als zwei Minuten in Anspruch nehmen, sollten nicht auf die Liste gesetzt werden, sondern sofort erledigt werden. Diese Regel hilft dabei, die Aufgabenliste so kurz wie möglich zu halten. Wenn wir einen Plan für den Tag machen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass etwas Unvorhergesehenes passiert und wir schaffen nicht alles wie geplant erledigen zu können. Und das kann sehr frustrierend sein. Es ist deshalb besser, für die Woche zu planen und Zeit für das Unerwartete zu integrieren.

Diese Tipps werden Ihnen helfen, Ihre Willenskraft nicht durch unnötige Dinge zu verschwenden.

Die Willenskraft mit den speziellen Techniken schonen.

Um ein paar weitere Möglichkeiten zu erläutern, schauen wir uns nochmal die Geschichte des englischen Afrikaforschers Henry Morton Stanley an. Im späten 19. Jahrhundert nahm er an mehreren Expeditionen in unerforschte Winkel Afrikas teil. Nur wenige Entdecker haben eine solche Tortur durchgemacht wie er. Unwegsames Dickicht, eiternde Wunden, Hungersnot, feindliche Stämme, Moskitos, Malaria. Er war bekannt für seinen eisernen Willen und seine Entschlossenheit. Nichts konnte ihn davon abhalten, sein Ziel zu erreichen. Anton Tschechow schrieb über ihn: „… sein hartnäckiges und unbeugsames Streben nach seinem Ziel und seine Gleichgültigkeit gegenüber Entbehrungen, Gefahren und Versuchungen sind ein Zeichen großer moralischer Stärke…“

Aber wie hat er diese Ausdauer und unerschöpfliche Willenskraft erreicht?

Selbstverpflichtung.

Während seiner schwierigen Jugend entdeckte Stanley, dass es wichtig ist, Willenskraft für die Situationen zu sparen, die Ausdauer erfordern. Er entwickelte auch eine Reihe von Techniken, um dies zu erreichen. Es klingt paradox, aber man braucht auch Willenskraft, um diese Techniken zu entwickeln.

Eine dieser Techniken ist die Selbstverpflichtung.

Die Strategie besteht darin, sich bewusst zu machen, dass auf dem Weg zu unserem Ziel Versuchungen auf uns warten und dass wir ihnen nicht widerstehen können. Wenn wir uns dies bewusst machen, können wir viele dieser Situationen vermeiden. Wer zum Beispiel nicht pokern will, geht einfach nicht ins Kasino. Aber Sie werden mir zustimmen, dass es unmöglich ist, alle derartigen Situationen vorherzusehen. Und wir wollen nicht zu einsamen Mönchen werden, die Feiern, Döner oder einfach nur einen Tee mit Freunden meiden.

Wir müssen uns also selbst verpflichten, an unseren Zielen festzuhalten, egal was passiert. Die Wirkung wird verstärkt, wenn auf das Brechen der Verpflichtung eine Bestrafung folgt. Es reicht auch, wenn es nur eine Wette mit Ihnen selbst oder einem engen Freund ist. Zum Beispiel: „Wenn ich es nicht schaffe, einen Monat ohne Rauchen auszukommen, bezahle ich den nächsten Theaterbesuch“. Das Experiment von Dean Karlan mit zweitausend philippinischen Rauchern hat beispielsweise gezeigt, dass diese Methode auch am Ende des Arguments funktioniert und um 40 % wirksamer ist als andere Methoden.

Stanley schrieb zu diesem Zweck in seinen Briefen und Tagebüchern, dass er es sich nicht leisten könne, die Aborigenen in Afrika zu missbrauchen und seinen niederen Bedürfnissen freien Lauf zu lassen. Denn er wusste, dass, wenn er zu Ruhm gelangte, jede solcher Taten ein Anlass für große Schlagzeilen in den Zeitungen sein würde.

Automatisches Verhalten.

Die nächste Technik heißt automatisches Verhalten.

Der Biograf Tim Gill zitiert in seinem Buch Stanley die Erinnerungen von Expeditionsreisenden in Afrika. Was alle überraschte, war, dass Stanley, egal ob er krank war oder sich auf eine lange Reise vorbereitete, sich immer morgens rasierte. Diese scheinbar nutzlose Angewohnheit hatte, wie sich herausstellte, eine große Wirkung auf die Selbstdisziplin. Ähnlich wirkt sich die Führung eines Tagebuchs aus.

Roy Baumeister fand in Studien an Menschen mit erhöhter Selbstdisziplin die ähnlichen Verhaltensmuster. Sie alle hatten bestimmte „gesunde“ Gewohnheiten. Einige trieben Sport, andere aßen eine gesunde Mahlzeit oder räumten nach der Arbeit ihren Schreibtisch auf. Es brauchte Willenskraft, um diese Verhaltensweisen zur Gewohnheit werden zu lassen. Aber dann wurden sie automatisch ausgeführt, ohne den Einsatz der Willenskraft.

Morgengymnastik.

Für mich war es eine große Überraschung, dass eine der nützlichsten Gewohnheiten die Morgengymnastik ist!

Vor mehreren Jahren habe ich angefangen meine Gelenke jeden Morgen 5 Minuten lang aufzuwärmen. Mit der Zeit wurde daraus ein tägliches Früh-Training mit etwa 30 Minuten. Es umfasst das damalige Aufwärmen der Gelenke sowie Übungen für die Augen, Bauchmuskeln und die Arme. In letzter Zeit habe ich dies zusätzlich um eine kalte Dusche am Ende erweitert.

Die Wirkung und der größte Vorteil bei allen automatischen Verhalten ist Folgendes: sie wirken wie ein Anker.

Sobald die Gewohnheit etabliert ist, kann man sie beliebig um alles Mögliche erweitern, was gerade relevant ist. Als ich merkte, dass meine Bauchmuskeln mehr Training benötigten, habe ich Übungen für diese Muskelgruppen einfach in mein Trainingsprogramm aufgenommen. Und als ich mich entschloss die Brille abzulegen, habe ich die Augengymnastik eingeführt. Und für das Abhärten kam die Dusche dazu.

Deshalb kann ich jedem von ganzem Herzen empfehlen, jeden Morgen eine fünf Minuten lange Morgengymnastik einzuführen. Das wird eine der besten Zeitinvestitionen auf dem Weg zur wahren Gesundheit.