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Gewohnheiten

Gewohnheiten

„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten.

Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Taten.

Achte auf deine Taten, denn sie werden zu Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden zu deinem Charakter.

Achte auf deinen Charakter, denn er wird zu deinem Schicksal.“

Dieses Sprichwort gibt es in unzähligen Varianten. Allen Variationen gemeinsam ist der Einfluss unserer Gedanken und folgend unserer Gewohnheiten auf unser Schicksal.

Wir alle wissen, dass wir positiv denken und keine schlechten Worte sagen sollten. Hier schlage ich vor  die Gewohnheiten genauer anzuschauen. Sie werden tatsächlich durch unsere wiederholten Handlungen geformt und haben einen großen Einfluss auf unser Leben.

Erzähle über deine Gewohnheiten und ich sage wer du bist

Stell dir vor, man nennt mich sportlich, weil ich jeden Tag nach der Arbeit auf dem Sofa liege. Oder ordentlich, weil meine Wohnung ein totaler Chaos ist und ich die ungebügelten Hemden trage. Das ist absurd. Ich denke, ich werde mich zunächst geschmeichelt fühlen, aber nach ein paar Tagen werden solche Äußerungen an Kriecherei erinnern.

Die Grundlage der Beschreibung einer Person sind die Gewohnheiten. Wenn jemand regelmäßig Sport macht, ist er sportlich. Wenn er auf dem Sofa liegt, ist er ein Couch Potato. Wenn er regelmäßig raucht, ist er ein Ratetselbstwieerheißt.

Nach etwa 40 bis 60 Tagen regelmäßiger Wiederholung sagt das Gehirn: „Das scheint eine coole Sache zu sein, wenn wir es jeden Tag wiederholen. Wir sollten es uns zur Gewohnheit machen, d.h. die Ausführung auf Autopilot schalten“.

Zum Beispiel: Wenn ich beginne, jeden Morgen ein süßes Brötchen zu essen, wird das nach ein paar Wochen zur Gewohnheit, und als Folge daraus werde ich als Brötchen bezeichnet. Das Adjektiv „süßes“, denke ich, wird wegfallen.

Also… eine Gewohnheit entsteht durch ein regelmäßiges Wiederholen von etwas.

Warum brauchen wir Gewohnheiten?

Faulheit ist ein Markenzeichen unseres Gehirns! Vor Tausenden von Jahren war unsere Nahrung begrenzt, so dass unser Gehirn bevorzugt im Sparmodus arbeitete. Damit war sichergestellt, dass wir über Energiereserven für wichtigere Dinge wie die Fortpflanzung und der Kampf ums Überleben verfügten.

Die Lösung für ein energiesparendes Denken war die Bildung neuer Gewohnheiten. Um keine Zeit und Energie mit dem Nachdenken über regelmäßige Handlungen zu verschwenden, werden diese in einen Automatismus überführt.

Leider macht der Energiesparmodus unser Gehirn zu einem Sklaven der Gewohnheiten. Laut einer von der britischen Psychologin Wendy Wood und Kollegen veröffentlichten Studie, 90 bis 95 Prozent unserer Handlungen sind Gewohnheiten. Da sie automatisch durchgeführt werden, müssen wir dafür nicht viel Energie aufwenden.

Wie können wir unsere Gewohnheiten ändern?

Der erste Schritt besteht darin, über sie nachzudenken. Jeder kann sich selbst fragen: „Was für ein Mensch mit welchen Gewohnheiten möchte ich sein?“

Dank der Plastizität des Gehirns können wir uns gute Gewohnheiten ebenso leicht beibringen wie schlechte. Je öfter wir sie wiederholen, desto leichter werden sie uns fallen.

Selbst kleine Veränderungen machen einen Unterschied. Wenn Sie jeden Tag nur ein Prozent Ihres täglichen Lebens ändern, werden Sie bald ein ganz anderes Leben führen.

Betrachten wir das Beispiel eines süßen Brötchens am Morgen. Lassen Sie uns die Abschaffung dieser Gewohnheit in zwei Schritte unterteilen.

Schritt 1: Schaffung einer neuen Gewohnheit. Anstatt zu frühstücken, machen wir zum Beispiel eine Morgengymnastik. Danach machen wir einen kurzen Spaziergang zum Auto oder zum Zug. Wir werden morgens keinen Kaffee brauchen, da die Bewegung wird uns wach halten. Auf diese Weise verpassen wir die Zeit, wann wir gewohnheitsmäßig ein Brötchen verschlingen. Danach genießen wir ein Frühstück mit komplexen Kohlenhydraten (Haferflocken, Buchweizen, etc.).

Schritt 2: Die Versuchung vermeiden. Wenn wir einkaufen gehen, kaufen wir uns KEINE zuckerhaltigen Brötchen. Wenn wir sie nicht zu Hause haben, müssen wir nicht im Kreis um sie herumlaufen und unsere Willenskraft testen. Denken Sie daran, dass es einfacher ist, sich im Laden 10 Minuten lang zu überwinden und keine Brötchen kaufen, als danach eine Woche lang zu Hause gegen die Versuchung zu kämpfen. Wenn wir sie auf dem Weg zur Arbeit kaufen, machen wir einen großen Bogen um das Laden.

Nach und nach wird das Gehirn die alte Gewohnheit durch einen neuen Automatismus ersetzen.

„Sieh endlich deine eigene Schönheit, und wenn du sie noch nicht siehst, dann handle wie ein Bildhauer, der entschlossen ist, eine perfekte Skulptur zu schaffen, indem er geschickt alles Überflüssige entfernt und dem Bild die Form gibt, die deinen Vorstellungen entspricht.“

(Plotinus, antiker Philosoph)

Was, wenn die alten Gewohnheiten zurückkehren?

Sehr oft übernehmen trotzdem alte Gewohnheiten die Oberhand. Wir vergessen unseren Kampf und kaufen uns das begehrte Brötchen zum Frühstück oder zurückgekehrt von der Arbeit nach Hause gehen wir an den vorbereiteten Sportsachen vorbei, öffnen eine Flasche Bier und lassen uns auf dem Sofa nieder.

Wir sind alle Menschen, und wir alle haben unsere Momente der Schwäche. Ein japanisches Sprichwort sagt: „Sogar Affen fallen vom Baum“.

In solchen Fällen darf man eigene Fehler nicht vergessen, aber auch Verständnis für sich selbst aufbringen. Verurteilen Sie sich nicht, wenn Sie während eines angespannten Gesprächs wieder nach einem Brötchen greifen. Und kommen Sie nicht in eine „Jetzt ist sowieso alles verloren“-Stimmung. Sehr oft wurde die Gewohnheit über mehrere Jahre gefestigt. Wenn wir denken, dass wir sie in ein paar Wochen loswerden können, setzen wir uns sehr ehrgeizige Ziele.

Deshalb, wenn wir einmal gescheitert haben, stehen wir auf, richten das Krönchen, denken kurz darüber nach, warum es passiert ist, und gehen mit einem breiten Lächeln im Gesicht weiter, und versuchen den Fehler nicht zu wiederholen.

Jeder, der sich für die Änderung von Gewohnheiten interessiert, sollte auch diesen Artikel lesen (Switsch). Darin werden drei Faktoren beschrieben, die wir bei der Planung und Umsetzung einer Lebensveränderung berücksichtigen sollten.

„Wenn du die Welt erobern willst, erobere dich selbst“.

(Fjodor Dostojewski, Die Dämonen)

Foto: Flying man / Colton Jones