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Ernährung und Gesundheit

Bas Kast „Der Ernährungskompass“. Teil 1

Stell dir vor, du joggst wieder mal im Park. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern.

Du genießt die Natur um dich herum. Plötzlich spürst du den Schmerz in deiner Brust. Obwohl du langsamer läufst, bekommst du trotzdem nicht genug Luft und beginnst zu ersticken. Du bleibst stehen und bückst dich, um das Gleichgewicht zu halten, während das Schwindelgefühl zunimmt. Passanten werden auf dich aufmerksam und laufen zu dir. Während sie fragen, ob es dir gut geht, hörst du schon wie im Nebel.

So begann die Geschichte des Buches „Der Ernährungskompass“. Der Autor Bas Kast litt seit 2013 an einer Verengung der Herzkranzgefäße. Erst nach diesem Herzanfall beim Joggen im Alter von 40 Jahren stellte er seine Ernährung um. Auf den ersten Seiten des Buches zeigt er zwei Bilder seiner Herzkranzgefäße, vor und nach der Umstellung seiner Ernährung, um zu zeigen, dass eine Umstellung der Ernährung Herzkrankheiten heilen kann.

Entschlossen, seine Ernährung zu ändern, stieß der Autor jedoch auf einen undurchdringlichen Dschungel von Daten über verschiedene Diäten. Wissenschaftliche Studien wurden fleißig mit pseudowissenschaftlichen Berichten vermischt, die von der Lebensmittelindustrie gesponsert wurden.

Dank seiner Erfahrung als Journalist wurde er dadurch nicht abgeschreckt und hat angefangen die Informationen zu suchen und auszuwerten. In den folgenden drei Jahren recherchierte er für das Buch, das 2018 veröffentlicht wurde. Im selben Jahr wurde das Buch zum „Wissensbuch des Jahres“ gewählt.

Eine Ergänzung für das System der natürlichen Heilung

Nach der Lektüre des Kasts Buches hatte ich das Gefühl, dass dies das fehlende Puzzlestück zu Schatalova‘s Büchern war.

Er gibt mehr Aufmerksamkeit der Ernährung, beschreibt einzelne Komponenten und ihre Wirkung: Eiweiß, Kohlenhydrate, gesättigte und ungesättigte Fette, Vitamine. Zum ersten Mal habe ich eine klare Erklärung bekommen, warum Fruktose schlecht für den Körper ist.

Auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse beschreibt er die Wirkung der einzelnen Nährstoffe auf unseren Körper und unser Befinden. Auch die bekannten Diäten werden im Buch diskutiert. Wie sie sich auf den einen oder anderen Körper auswirken. Übergewichtige Menschen reagieren, zum Beispiel, anders auf Kohlenhydrate als schlanke Menschen.

Im Ganzen ist das eine perfekte Ergänzung zu Schatalova‘s System, die zum Teil wissenschaftliche Beweise liefert und zum Teil andere mögliche Wege aufzeigt. Um die Artikel übersichtlich zu halten, sind alle Informationen aus dem Buch auf drei Artikel verteilt, die sich mit dem Zucker, den Proteinen und den Fetten befassen.

Hier beginnen wir mit dem Zucker.

Der Zucker. Ein süßer Begleiter

Der Zucker wird in der Lebensmittelindustrie in großen Mengen verwendet. Er verfeinert salzige Speisen, hat hervorragende Konservierungseigenschaften und kann durch eine zusätzliche Verarbeitung die verschiedenen Geschmacksrichtungen annehmen. Süßigkeiten und süße Getränke sind ohne ihn gar nicht vorstellbar.

Desto komischer erscheint es, dass seine Wirkung auf unseren Körper nur den Wenigsten bekannt ist.

„Zucker macht mir Angst“.

(Lewis Cantley, amerikanischer führender Krebsforscher)

Was sind seine Bestandteile und wie wirkten sie auf uns aus?

Der Zucker besteht aus 2 Teilen: Glukose und Fruktose. Beiden Stoffe haben die gleiche Formel (C6H12O6), aber einen unterschiedlichen Aufbau und werden unterschiedlich von unserem Körper abgebaut.

Glukose wird von der Leber verarbeitet und danach im Körper verbreitet und wird von jeder Zelle aufgenommen, die gerade Energie benötigt. Insbesondere vom Gehirn, weil es Glukose liebt und viel davon benötigt.

Wenn jemand sagt, dass der Mensch den Zucker zum Überleben benötigt, meint er die Glukose. Unser Körper kann ohne Glukose nicht leben und in normalen Mengen kann er sie ganz gut verarbeiten.

Übrigens die Stärke, die jedes Getreide enthält ist nichts anderes als tausende Glukose-Moleküle aneinandergereiht. Deshalb ist sie auch ein komplexer Kohlenhydrat. Sie werden im Verdauungsprozess in ihre Bestandteile zerlegt.

Die Fruktose. Eine verführerische Fremde

Die Fruktose wird anders verarbeitet. Egal wie hungrig wir sind, saugt die Leber die ganze Fruktose auf und speichert sie zum größten Teil als Fett ab. Und hier ist der Knackpunkt an der ganzen Geschichte.

Denn egal wie satt wir sind, wir wollen immer mehr fruktosehaltige Produkte essen.

Mit anderen Worten, das ist genau der Stoff, der unser Sättigungsgefühl aushebelt.

Dafür gibt es auch Gründe.

Früher war die Fruktose nur in Früchten verfügbar. Das war nur eine kurze Ernteperiode vor dem Winter, wenn der Mensch Fettpolster zum Überleben brauchte.

Heute ringt unser Körper nach Glukose, kriegt sie aber nur mit Fruktose gestreckt!

Die Früchte und Zucker sind nämlich überall über das ganze Jahr unbegrenzt verfügbar!

Unser Körper kann Fruktose nur dann besser verarbeiten, wenn sie in kleinen Mengen und langsam in den Körper gelangt. Dies geschieht zum Beispiel, wenn wir Obst essen. Die darin enthaltene Fruktose befindet sich in den Fasern und muss vom Körper langsam extrahiert werden. Bei Säften verschwindet dieser Effekt.

Die Wirkung großer Mengen von Fruktose, die in kurzer Zeit in unseren Körper gelangt, ist vergleichbar mit der schädlichen Wirkung von Alkohol auf die Leber. Dieser Effekt ist bei Getränken besonders ausgeprägt, da die Flüssigkeit direkt in den Darm gelangt, ohne im Magen zurückgehalten zu werden. Der Leber ist es nämlich egal, ob wir unseren Durst mit Bier, Cola oder Saft löschen.

Die Folgen für die Gesundheit

Wenn die Lebensmittelindustrie für den Zucker verantwortlich gemacht wird, argumentieren ihre Vertreter, dass nicht der Zucker gesundheitsschädlich ist, sondern der Lebensstil im Allgemeinen.

Ist das wahr? Eine Studie hat sich genau mit dieser Frage beschäftigt. Es wurden vier Gruppen gebildet, die über einen Zeitraum von sechs Monaten verschiedene Getränke konsumierten. Es waren Cola, Milch, Cola Lite und Wasser.

Hier sind nur zwei Ergebnisse der Studie. Ich denke, das wird für die Antwort auf diese Frage ausreichen.

  1. Nach sechs Monaten wies die Cola-Gruppe einen Anstieg des Cholesterinspiegels um 11 % auf. Die anderen Gruppen blieben unverändert.
  1. Diese Gruppe wies auch einen Anstieg der Leberfettablagerungen um 143 % gegenüber der Gruppe mit Milchprodukten auf.

Wenn die Leber eine „Elefanten-Dosis“ der Fruktose zur Verarbeitung erhält, weiß sie nicht, was sie damit anfangen soll, und der Körper beginnt, nach einem Ausweg aus dieser Situation zu suchen.

Zuerst wird die Fruktose, wie von der Evolution vorgesehen, in Form von Fettablagerungen um die inneren Organe herum gespeichert. So beginnen wir unsere Reise in Richtung Fettleibigkeit.

Wenn die Maßnahmen nicht mehr ausreichend sind, versucht die Leber das Fett im Körper zu verteilen. Dies führt zu Fettablagerungen in Muskeln und Blutgefäßen. Wenn das immer noch nicht ausreicht, um die zugeführte Fruktose zu verarbeiten, beginnt der Körper eine Insulinresistenz zu entwickeln. Mit dem Ziel, dass es noch mehr von dem Hormon produzieren kann. Dadurch erhöht sich jedoch das Krebsrisiko und es kann sich Diabetes entwickeln.

Welche Schlussfolgerung können wir daraus ziehen?

Wir sollten die zuckerhaltigen Lebensmittel nach Möglichkeit vermeiden. Darunter sind sowohl die zuckerhaltigen Getränke und Säfte, als auch alle industriell hergestellten Lebensmittel gemeint: Pizza, Fertiggerichte aus dem Kühlschrank, Chips, Ketchup und andere.

Die Werbung verspricht uns die Abhilfe durch Zuckerersatz

Aspartam, Saccharin, Sucralose sind die Süßungsmittel, die in der bewussten Ernährung den Zucker ersetzen sollten.

Es gibt mittlerweile Belege, dass diese Stoffe bereits nach wenigen Tagen das Gleichgewicht der Bakterienstämme im Darm massiv stört (Untersuchungen des israelischen Teams des Weizmann-Instituts; Suez et al (2014)).

Und darauf hat die Industrie auch eine Antwort: Die natürlichen Süßungsmittel werden reklamiert.

Dafür nur ein Beispiel. Der Agavensirup besteht fast ausschließlich aus Fruktose. Es ist wirklich nicht alles Gold, was glänzt!

Die einzige wirkliche Alternative wäre in diesem Fall der Reissirup, da er keine Fruktose enthält. Er ist seit langem in der asiatischen Küche beliebt und enthält außerdem Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen und andere.

Was können wir tun?

Es gibt zwei Wege.

Der erste Weg ist, das Glukosedefizit, d.h. einen Abfall des Blutzuckerspiegels, zu vermeiden. Dafür müssen wir rechtzeitig komplexe Kohlenhydrate zu uns nehmen. Diese sind in Vollkornprodukten wie Hülsenfrüchten, Getreide und Buchweizen enthalten. Darüber hinaus bekommen wir mit ihnen die B-Vitamine, Mineralien und Proteine. Und die darin enthaltenen Ballaststoffe wirken sich positiv auf die Darmflora aus.

Der zweite Weg – die Schadensbegrenzung. Falls wir unserem Verlangen nach Süßigkeiten nicht mehr widerstehen können, halten wir Obst oder dunkle Schokolade mit einem Kakaogehalt von mehr als 85 % bereit. So können wir den Heißhunger stillen und doch recht glimpflich davonkommen.

Bittere Schokolade enthält außerdem Flavonoide, die die Blutgefäße entspannen und den Blutdruck senken.

Zusammenfassung

Der Zucker ist schädlich, weil er zur Hälfte aus reinster Fruktose besteht.

Fruktose in großen Mengen und vor allem in flüssiger Form kann von unserem Körper nicht ohne weiteres abgebaut werden. Darunter fallen auch Säfte und andere zuckerhaltige Getränke.

Auch bei industriellen Zuckerersatzmitteln muss man vorsichtig sein.

In der gesunden Ernährung sollten wir versuchen den Blutzuckerspiegel konstant zu halten, sowohl einen Mangel als auch einen Überschuss an Glukose im Blut zu vermeiden. Das wird sich positiv auf unsere Laune und Lebensenergie auswirken. Um dies zu erreichen, müssen wir auf zuckerhaltige Produkte verzichten und mehr ballaststoffreiche und Vollkornprodukte zu uns nehmen.

In manchen Situationen können wir den Zucker durch Bitterschokolade ersetzen.

Durch einen aktiven Lebensstil werden wir allmählich unsere Fettdepots loswerden. Als Folge daraus werden die Entzündungsprozesse im Körper reduziert. Und es gibt bereits die ersten Hinweise darauf, dass Diabetes auch ohne Medikamente heilbar ist.

In unserem nächsten Artikel über Eiweiß werden wir erfahren,

– was die eiweißreichen Diäten und das Rauchen gemeinsam haben,

– wie die Eiweißaufnahme mit der Alzheimer-Krankheit zusammenhängt.